Blutdruckmessungen beim Arztbesuch und über 24 Stunden – ein aktueller Vergleich
Wenn die Blutdruckmessung beim Arzt überraschend hohe Werte zeigt, bleibt bei vielen Patienten erstmal ein beunruhigendes Gefühl zurück. Doch welche Relevanz hat diese Messung für die Herzgesundheit zum Beispiel im Vergleich zu einer auffälligen 24-Stunden Langezeitblutdruckmessung?
Dieser Frage ging eine aktuelle Studie der Universität in Madrid nach.
Dafür wurden die Messdaten aus einem großen Datenregister von knapp 64.000 Erwachsenen untersucht und ausgewertet. Durch die klinisch (in der Arztpraxis) und ambulant (per 24-Stunden-Messung) gemessenen Werte ließen sich die Patienten gemäß ihres Blutdrucks vier Kategorien zuordnen:
– anhaltendem Bluthochdruck (Werte beider Messungen zu hoch)
– Weißkittel-Bluthochdruck (zu hohe Werte in klinischer Messung)
– maskiertem Bluthochdruck (zu hohe Werte in ambulanter Messung)
– anhaltendem Bluthochdruck
Nach der Datenanalyse ergaben sich folgende Ergebnisse: Auffällige ambulante 24-Stunden-Langzeitmessungen sind stärkere Prädiktoren für die kardiovaskuläre Sterblichkeit als erhöhte Blutdruckwerte beim Arztbesuch. Für die Gesamtsterblichkeit gilt dasselbe, auch hier hat die ambulante Messung eine stärkere Vorhersagekraft.
Für den sogenannten Weißkittel-Bluthochdruck konnten die Wissenschaftler keine Entwarnung geben. Auch diese Form der Hypertonie hat unbehandelt ein zweifach erhöhtes Sterblichkeitsrisiko.
Interessanterweise konnte beim Vergleich der Blutdruckmessung in der Praxis und per 24-Stunden-Langzeitmessung bei 8,4% Patienten ein sogenannter maskierter und damit unbehandelter Bluthochdruck diagnostiziert werden. Dieser zeichnet sich durch gemessene Normalwerte in der Arztpraxis aus, wohingegen die Werte in der Langzeitmessung im Tagesverlauf zu hoch sind. Diese Werte lassen sich häufig durch eine hohe Stressbelastung im Arbeitsalltag erklären. Die maskierte Hypertonie, wie sie in der Medizin betitelt ist, hatte das höchste Sterblichkeitsrisiko (2,9-fach erhöht). Ursächlich dafür wird die lange Zeit des unentdeckten und unbehandelten Bluthochdrucks angesehen. Damit gilt eine dringende Behandlungsempfehlung, um kardiovaskuläre Gesundheitsfolgen möglichst gering zu halten.
Eine kurze Blutdruckmessung beim jährlichen Check-Up schließt also nicht in jedem Fall einen Bluthochdruck aus und ist damit nicht für alle Patienten ausreichend. Bei Risikopatienten empfiehlt sich eine umfassende Untersuchung inklusive der ambulanten Blutdruckmessung, damit alle Hypertonieformen erkannt und entsprechend behandelt werden können.
(PM; CAS) (Banegas et al. The New England Journal of Medicine 2018; 378: 1509-20) – Text: Prof. Dr.med. C.A. Schneider, Köln