Hühnereier auf dem Speiseplan? Ein aktueller Zwischenstand der Ei-Debatte
Kaum ein Lebensmittel ist so umstritten wie das Ei. Viele befürchten, das in ihm enthaltene Cholesterin fördere Herzkreislauf-Erkrankungen wie zum Beispiel Arteriosklerose. Andererseits wird das Ei für seinen Proteingehalt und die enthaltenen Antioxidantien und Mineralien geschätzt.
Amerikanische Wissenschaftler fanden in einer aktuellen Studie heraus, dass das Konsumieren von einem Hühnerei pro Tag das Schlaganfallrisiko sogar um 12% senkte. Sie untersuchten und verglichen dafür die Ergebnisse 14 verschiedener Studien aus Amerika, Asien und Europa. Dabei konnte auch kein Anhalt für ein erhöhtes Risiko für die koronare Herzerkrankung bei einem täglichen oder häufigeren Eierkonsum gefunden werden.
Einen magischen Gesundheitseffekt wollten die Wissenschaftler dem Ei aber auch nicht zuschreiben. Stattdessen betonten sie, dass eine ausgewogene Ernährung und ein guter Lebensstil entscheidend seien – und dabei gehören unter anderem Eier auf den Speiseplan.
Kritiker dieser Ergebnisse begrenzten den positiven Effekt lediglich auf das Eiweiß. Der hohe Fettanteil (31,9 g pro 100 g Ei) im Eigelb, könne ihrer Meinung nach kaum einen positiven gesundheitlichen Effekt haben. Das Eiweiß ist mit lediglich 0,03 g Fett pro 100 g Ei um einiges fettärmer, der Mineralstoffgehalt aber auch niedriger im Vergleich zum Eigelb.
Nun stellt sich die Frage, ob besondere Vorsicht vor Eiern geboten ist, wenn man bereits erhöhte Blutfette hat oder an Diabetes erkrankt ist?
Auch diese Kombination wurde kürzlich in einer Studie der Universität in Sydney untersucht. Dabei machten über 120 übergewichtige Diabetiker eine dreimonatige Diät – entweder mit einem Verzehr von unter 2 Eiern (low-egg-Gruppe) oder mit 12 Eiern pro Woche (high-egg-Gruppe). Beide Gruppen konnten durch die Diät nachhaltig Gewicht verlieren.
Interessanterweise gab es ebenfalls in beiden Gruppen keine signifikanten Unterschiede zwischen den gemessenen Blutfetten (LDL-, HDL-Cholesterin, Triglyceride, apoB) und Blutzuckerwerten vor und nach der Diät. Die Forscher sehen damit die high-egg-Diät auch für Typ-2-Diabetiker als geeignet an, da sie keine schädlichen Konsequenzen für kardiovaskuläre Risikofaktoren nach sich zieht.
Von einer Gefahr, die von Eiern ausgeht, wie es viel in den Medien betitelt wurde, kann also auch keine Rede sein. Hühnereier können scheinbar sogar herz- und gefäßschützende Effekte haben und können in Maßen auch von Personen mit kardiovaskulärer Vorbelastung verzehrt werden. Dennoch wird deutlich, dass weitere Studien nötig sind, um die Effekte von Eiern zukünftig noch genauer zu untersuchen. Ihre Berechtigung auf dem Frühstückstisch haben sie aber laut der hier vorgestellten Ergebnisse nicht verloren. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt aktuell einen Konsum von bis zu drei Eiern pro Woche.
(PM; CAS; Alexander et al. Journal of the American College of Nutrition, 2016; Fuller et al. The American Journal of Clinical Nutrition, 2018) – Text: Prof. Dr.med. C.A. Schneider, Köln